
Also dadurch, dass wir dieses Jahr das hundertjährige Jubiläum haben, würd ich Sie jetzt mal gleich fragen, wie Sie das Fraunhofer Gymnasium in drei Worten beschreiben würden?
Was mir sofort einfällt ist: dynamisch, lebendig, freundlich.
Wenn Sie es vielleicht ein bisschen beschreiben könnten; dynamisch, inwiefern?
Weil sich bei uns immer was tut. Daher passt auch das lebendig dazu, weil wir so viele Aktionen haben, weil wir so viele Veränderungen auch haben in allen Bereichen von Schülerleben, Lehrerleben. Alltag bei uns ist eigentlich, das immer was los ist tatsächlich.
Was mögen Sie am meisten an unserer Schule?
Da passt auch das freundlich dazu; das ist echt so der Zusammenhalt und diese Freundlichkeit, diese Beziehungen zwischen Schülern, Lehrern oder Eltern zu Hause. Man ist ja als Lehrer schon mal an anderen Schulen gewesen, des war da nicht so, dass ist wirklich cool bei uns; also dass man sagt am Gang grüßt jeder, man kann auch mal irgendwie ein bisschen über Privates reden und die Eltern sind nett, es gibt keine großen Probleme und wenn es Probleme gibt, dann kann man die besprechen.
Dann gleich noch eine weitere Frage: Team Naturwissenschaft oder Team Sprachlich
Sprachlich, eindeutig. (lacht)
Zu Ihrer Schulzeit: Wie empfanden Sie die so am Fraunhofer?
Schule war einfach schön. Also das war, ich konnte es jetzt gar nicht so festhalten…Schule war für uns damals tatsächlich die Zeit, wo man sich mit Freunden getroffen hat. Also jetzt weniger den Unterricht betreffend, den hat man halt gehabt, der war ok. Aber es war eher so ein Treffen mit Freunden, weil meine Eltern hatten nur ein Auto, man konnte nicht permanent wohin gefahren werden und meine besten Freunde, also ich bin praktisch südlicher Landkreis, und meine besten Freundinnen waren nördlicher Landkreis, das heißt, es war ne ewige Strecke und wir haben uns nicht permanent irgendwie gesehen und man konnte ja keine WhatsApp schreiben und irgendwie kommunizieren und dann war die Schule der Ort, wo man sich getroffen hat. Ich weiß gar nicht, ob ich das als Lehrer so sagen darf, aber es war tatsächlich so. (lacht)
Ihr Lieblingsfach damals und warum?
Ja, es war tatsächlich Französisch und warum, kann ich eigentlich auch nicht ganz genau erklären. Also bei mir zu Hause hat keiner Französisch gelernt, wir waren nie in Frankreich im Urlaub und für mich war trotzdem klar, dass ich Französisch nehme. Ich glaub, mit ein Auslöser war der Grand Prix Eurovision de la Chanson, mittlerweile Eurovision Song Contest, da war die Punktevergabe auf Französisch, die Begrüßung auf Französisch und das hat mir irgendwie gefallen. Also das war so, glaube ich, echt der erste Kontakt mit der Sprache überhaupt, weil ich hatte sonst keinen Kontakt zu Französisch. Ich war im Neusprachlichen Zweig, ich habe also in der neunten Klasse mit Französisch angefangen.
Ihr Lieblingslehrer zu Ihrer damaligen Schulzeit?
Ich weiß es nicht. (lacht) Ich weiß schon gar nicht mehr alle meine Lehrer, die ich gehabt habe und ich bin mit allen Lehrern gut ausgekommen. Aber diesen einen Lieblingslehrer hat es nicht gegeben. Jeder hatte etwas Positives und Negatives gehabt. Man erinnert sich natürlich in meinem ersten Lernjahr in Französisch, hatte ich zum Beispiel die Frau Schäfer, die ja mittlerweile auch nicht mehr da ist. Sie war damals schon eine ältere Dame, die für ihr Französisch gelebt hat und vielleicht war sie in diesem Schuljahr dann meine Lieblingslehrerin, weil mir einfach nur Französisch Spaß gemacht hat. Aber es kommt einfach immer auf die Fächer, auf den Inhalt drauf an; aber so richtig speziell, wirklich den Lieblingslehrer hab ich gar nicht gehabt.
Hatten Sie damals schon Lehrer, die heute immer noch unterrichten?
Also als ich an die Schule kam, waren noch viele Lehrer da, die ich selbst als Schüler hatte. Es war am Anfang ganz komisch, weil man ja immer seine Lehrer gesiezt hat und das waren immer die Lehrer; und dann plötzlich ist man selber im Lehrerzimmer und dann kommt das „Du“. Das, fand ich, war die größte Umstellung erstmal, dass man die Lehrer nun duzt und mit Vornamen anspricht. Man gewöhnt sich aber ganz schnell daran, da geht dieses Umswitchen von „ach, das war ja mal mein Lehrer und ist jetzt mein Kollege“ extrem schnell und dann sind es einfach nur noch nette Kollegen. Ich kann mich noch an Herrn Hofinger erinnern, den hatte ich aber nie. Der kam, der hat mich aber irgendwie gekannt und der meinte „ja du warst auch eine Schülerin bei uns, da muss ich mal nachschauen, ich hab noch alle Notenlisten zu Hause“ und ich so „oh Gott“ (lacht) und ich war dann so froh, dass ich keine Schülerin von ihm war, weil ich mir gedacht hab, oh Gott, wer weiß, ob ich gescheit gelernt hab bei ihm. Aber wie gesagt, den hatte ich selber nie. Ansonsten ist es wirklich schnell gegangen und dann waren des einfach Kollegen, genauso wie es jetzt auch mit Kollegen ist. Mit manchen hat man mehr Kontakt, mit anderen hat man weniger Kontakt, aber das war tatsächlich nicht das große Thema. Ich hatte nur die Frau Pressler, also heute heißt sie ja Pressler. Ich weiß jetzt schon gar nicht mehr, wie ihr Mädchenname war; das ist die einzige Lehrerin, die zu meiner Schulzeit schon da war. Alle anderen sind mittlerweile weg, aber die Frau Pressler war damals noch Referendarin. Sie war mit mir, als ich noch Schülerin war, Frau Schäfer und Herrn Ried dann auf Leistungskursfahrt Französisch nach Paris bzw. Frankreich dann auch vorher nach Bordeaux im Süden. Und da war die Frau Pressler als Referendarin dabei und wir haben uns so gut verstanden, weil da war natürlich der Altersunterschied noch nicht so groß. Wir waren kurz vor dem Abitur und sie war noch nicht ganz fertige Lehrerin. Da war der Kontakt sehr gut und wir haben dann zum Beispiel – sie hat kurz drauf geheiratet – in Regensburg auf ihrer Hochzeit den Reis geworfen und waren die Überraschungsgäste auf ihrer standesamtlichen Trauung.
Sie als Französischlehrerin: Haben Sie schon damals für dieses Fach diese Leidenschaft empfunden, sodass Sie gesagt haben, das ist wirklich mein Fach, das ich irgendwann machen möchte; oder gab es noch andere Fächer, die Sie interessiert haben?
Es war tatsächlich Französisch, wofür ich am meisten gebrannt habe. Ich unterrichte jetzt auch noch Deutsch. Deutsch war auch immer gut, war okay, habe ich gerne gemacht, aber mehr Interesse habe ich definitiv für Französisch gehabt und es war auch vom Anfang an klar, ich möchte Französisch unterrichten und dann habe ich mir ein zweites Fach dazu gesucht. Es war ein bisschen nach Ausschlusskriterien selektiert und dann: ok, Deutsch. Kann ich auch, gefällt mir auch, passt. Aber es war klar, es muss Französisch sein und dann habe ich geschaut, welche Fächer kann ich noch dazu studieren.
Gab es damals zu ihrer Schulzeit schon KS-Partys?
Ja. Aber noch nicht in der Regelmäßigkeit; also ihr habt jetzt immer vor den Ferien eine KS-Feier und die ist ja groß organisiert und im Mia. Bei uns war das nicht so; also es gab nicht den einen Ort, wo die KS-Feier stattgefunden hat, sondern das hat jeder Jahrgang für sich festgelegt, wo man feiert. Da gab es halt Jahrgänge, die haben irgendwelche Hütten gehabt und dann ist man da hin oder so. Ich kann mich tatsächlich in diesen zwei Jahren nur an zwei KS-Feiern erinnern. Ich glaub, ich war schon dort, wenn welche gewesen sind. Einmal haben wir am Satzdorfer Weiher gefeiert. Das war, glaube ich, öfter eine Party-Location für KS-Feiern. Und einmal hat unser damaliger Direktor, das war der Herr Drauschke, in Döfering, wo er gewohnt hatte, etwas in einer Hütte oder Feuerwehrhäuschen organisiert und das war dann die zweite KS-Feier. Mehr waren da gar nicht. Es ist auch gefeiert worden, aber eher dann so in den Freundesgruppen oder privat. Die großen KS-Feiern… wir haben zwei gehabt.
Mochten Sie das Feiern oder war es dann eher spontan am Ende des Schuljahres, dass man gesagt hat, jetzt nochmal ein bisschen Feiern gehen?
Häufig vor allem. (lacht) Nee, nicht immer große Events; es waren häufig Geburtstage, aber wenn man eine größere Freundesgruppe ist, dann hat immer irgendjemand Geburtstag; also wir haben schon relativ häufig gefeiert. Es waren aber nicht so diese KS-Feiern. Ob die jetzt Schuljahresende waren oder während der Schulzeit.
Sie haben gesagt, dass Sie auf diesen Klassenfahrten waren, jetzt zum Beispiel auch als Lehrerin. Gab es oder gibt es irgendein lustiges Erlebnis, das Ihnen im Kopf geblieben ist?
Tatsächlich das Einzige, was mir einfällt, ist unsere Paris-Fahrt, wo Frau Pressler eben schon dabei war. Es war mit der Frau Schäfer, mit dieser älteren Dame, und der Herr Ried war dabei. Herr Ried war eben auch Französischlehrer und der hat schon ausgesehen wie ein Franzose. Also der hatte in Frankreich auch gelebt und die beiden waren die Hauptverantwortlichen und Frau Schäfer war es eben schon immer stressig. Bei der hat man auch viel gelernt und so und wir sind davor in Bordeaux auf der Fahrt gewesen, an einem Wein Gymnasium, total super. Dann haben wir eben noch zwei oder drei Tage Paris gehabt. Und Frau Schäfer wollte uns in dieser Zeit in Paris alles zeigen. Es war wirklich mega stressig. Es gibt ein total schönes Bild. Frau Pressler hat das noch. Da sind Frau Schäfer, Herr Ried und Frau Pressler hängend über einem Stadtplan und ich habe mit der Frau Pressler dann auch geredet mal und die hat erzählt, sie wollten sie immer überreden, dass man sagt, naja jetzt schauen wir uns mal das an und dann machen wir eine Pause und dann schauen wir jenes an doch Frau Schäfer hatte kein Erbarmen. Ich habe gefühlt jede Kirche in Paris gesehen an diesem Tag. Wir waren überall. Wir sind U-Bahn gefahren, da haben diese Tickets immer nicht funktioniert und wir hatten unser Gepäck dabei gehabt, das war der Tag als wir angekommen sind. Wir sind also mit Gepäck da in Paris unterwegs gewesen und dann mussten wir über diese Absperrungen in der U-Bahn klettern, weil die Ticketautomaten nicht funktioniert haben, die Magnetstreifen oder so und es war immer Hektik und schnell, schnell, schnell, schnell. Also wir haben ganz viel gesehen in Paris, aber es war wahnsinnig stressig.
Gab es zu Ihrer Zeit schon Austauschprogramme und Schulfahrten und wenn ja an welchen haben Sie alles teilgenommen?
Ich bin ja erst in der achten Klasse hier an das Fraunhofer gekommen. Vorher war ich in Straubing in der Schule und bin in der achten Klasse praktisch hierher gekommen und da habe ich dann noch einen Skikurs mitgemacht und dann kam Schüleraustausch mit Libourne, da war ich dabei. Das war auch sehr interessant, als ich dann als Lehrerin wieder drüben war. Zuerst hat man als Schüler teilgenommen und dann kommt man plötzlich als Lehrer wieder und stellt fest, es ist noch das gleiche Programm pro Tag. Es hat sich nichts geändert. Die Schule schaut noch gleich aus. (lacht)
Dann hatten wir eine Wanderwoche, bei der war ich aber nicht dabei. Berlinfahrt hatten wir und dann eben diese Leistungskursfahrt. Die Leistungskurse haben eigentlich häufig irgendwelche Fahrten separat noch gemacht.
Dann abgesehen von eben dieser Leistungskursfahrt und der Parisfahrt, hatten Sie irgendwelche besonderen Erlebnisse, die Sie an ihre Schulzeit erinnern?
Also ganz Speziell zu meiner Zeit war, dass alle Schüler im Kreis gegangen sind. Man hat sich in der Pause nur im Kreis fortbewegt und zwar am vorderen Pausenhof, am hinteren Pausenhof und in der Pausenhalle und das ging nur im Kreis. Es war, ich glaube, im Uhrzeigersinn und man hat da entweder geratscht, während man im Kreis gegangen ist oder man hat sein Heft gehabt und hat gelernt oder man ist am Rand gesessen. Da gab es die Sitzmöbel noch nicht so in der Pausenhalle. Am Rand gab es Bänke und man ist da wirklich nur gesessen oder man ist im Kreis gegangen. Man hat sich nicht anders fortbewegt. Das ist komisch, aber so eine Fraunhofertradition anscheinend. Wir hatten ja noch mehr Nachmittag gehabt, als ihr jetzt und wir sind dann häufig, da gab es noch das Café Brückl, das war schräg gegenüber vom Orlandini da unten und da ist man dann, eine Mensa haben wir ja auch noch keine gehabt, ins Café Brückl. Grad die Großen dann, die Kleineren noch nicht, da hat man dann noch keinen Nachmittag gehabt, also die Kleinen haben gar keinen gehabt, in der Oberstufe hatte man einfach mehr Nachmittag. Da war ich bestimmt drei Nachmittage in der Schule und man hat sich da eine Hurkasemmel gekauft.
Hurka war unser Hausmeisterehepaar, das war eine Leberkassemmel mit Essiggurke drin. Und wenn man das nicht wollte, dann eben Café Brückl, Biergarten auf der Schanze, wenn man so runter fährt zum Kino, dann ist rechts, glaub ich, ja immer noch so ein Biergarten, aber des machen mittlerweile andere, aber des war damals so. Da gabs keinen anderen Biergarten, des war der einzige Biergarten und da ist man so runter gegangen in den Mittagspausen. (lacht)
Welche wichtigen Veränderungen haben Sie an unserem Schulgebäude mitbekommen?
Wir hatten noch eine andere Pausenhalle. Bei uns war es noch so: da gab es den vorderen Pausenhof, da ist man in die Pausenhalle reingegangen, die war unten, und dann war im Gebäude drinnen erst die Treppen nach oben, dass man zum Treppenhaus gekommen ist. Also haben wir noch die alte Pausenhalle gehabt. Was wir noch gar nicht hatten, war der ganze naturwissenschaftliche Trakt, also das ist später erst gekommen.
Was natürlich an den Schulen ganz wichtig ist, ist die Schulgemeinschaft. Wie hat sich die Ihrer Meinung nach verändert?
Ich weiß nicht, ob sich die groß verändert hat. Also tatsächlich aus Sicht der Schüler: ich fand es, wie schon gesagt, immer angenehm, dieses Verhältnis Lehrer und Schüler und das find ich immer noch. Jetzt hab ich halt die andere Sicht, die andere Seite, aber ich weiß wirklich nicht, ob sich da wirklich so groß was geändert hat. Ich glaube, es war eher noch dieses „oh, der Herr Direktor“; ich glaub, man hat noch mehr Respekt gehabt, was nicht heißt, dass man das jetzt nicht mehr hat, aber es war eher noch mehr Abstand von der Schulleitung und dann aber auch Lehrern. Es war noch nicht so dieses Partnerschaftliche, das zum Teil ja jetzt ist. Ich hab es nicht anders wahrgenommen, sonst wäre ich nicht an diese Schule wieder zurückgekommen. Also wenn ich jetzt gesagt hätte, die war ganz schlimm, dann hätte ich nicht mehr her wollen. (lacht)
Welche Regeln gab es zu Ihrer Schulzeit, die jetzt abgeschafft worden sind?
Also wir durften auf jeden Fall nichts trinken im Unterricht, das war strengstens verboten. Da konnte es noch so heiß sein. Man hat aber auch noch nicht so diese Trinkflaschen dabei gehabt oder so. Man hat sich dann in der Pause was gekauft oder so. Sonst irgendwelche Regeln, nö.
Sie haben vorhin schon gesagt, dass sich eben dieses Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern verändert hat. Könnten Sie da vielleicht ein bisschen noch genauer drauf eingehen, wie sich dieses Verhältnis verändert hat, vor allem auch zum Beispiel dieses Verhältnis zum Direktor ein bisschen, weil als Schüler sieht man den Direktor immer als große Person, die das Ganze regelt und jetzt als Lehrer ist man doch ein Schritt näher als ein Schüler.
Ja tatsächlich also diese Kollegen werden halt tatsächlich oft zu Freunden; ich hab es ja gerade auch schon gesagt, man ist Kollege und man versteht sich gut. Gerade in unserem Kollegium, also die Lehrer untereinander. Es gibt keine Feindschaft und es gibt kein Lager A und B. Also es verstehen sich alle soweit gut und dann gibt es halt auch noch welche, mit denen man sich enger anfreundet und dann sind auch wirklich Freundschaften entstanden, wo man auch sagt, man geht abends Essen, man trifft sich mal, geht einen Kaffee trinken.
Man kennt dann auch die Familie der Kollegen, die Kinder. Also wirklich Freundschaften, die sich daraus entwickeln.
Die Motivation ist ja für jeden Schüler und Lehrer ganz wichtig. Aus welcher Motivation heraus sind Sie denn eigentlich Lehrerin geworden?
Weil ich generell tatsächlich gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeite. Das ist der eine Grund; der andere war, weil ich Französisch unterrichten wollte. Also für mich war klar, ich will kein Dolmetscher werden, ich will nicht irgendwelche Bücher übersetzen oder so. Ich wollte eigentlich schon immer Französisch unterrichten und dann arbeite ich gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Allerdings in eurer Altersklasse. Also Gymnasium finde ich echt super, weil wir von 10 bis 18 Jahren das volle Spektrum haben und das finde ich total interessant. Darum ist Gymnasium tatsächlich für mich die beste Schulform, wo ich gerne unterrichte. Realschule ginge auch noch, aber ich wäre zum Beispiel keine Lehrerin für eine Grundschule. Also ich finde es schon schön, wenn man diese Entwicklungen begleitet und wenn man das auch sieht, ist das total toll: wenn man Schüler, die man in der fünften Klasse hat und dann vielleicht in der 11., 12. Klasse und sich denkt „Wow, Wahnsinn! Was aus denen geworden ist“, also das finde ich total interessant. (lacht)
Bereuen Sie auch manchmal diese Entscheidung, Lehrerin geworden zu sein oder denken Sie auch mal drüber nach, zu sagen jetzt vielleicht eher doch mal nicht?
Nee also, dass ich tatsächlich sagen würde, „oh Gott“ – das gibt es ja, dass welche sagen, „ich mag nicht mehr. Ich hör auf“ – auf keinen Fall! Für mich ist klar, ich mach das, so lange es geht. Ich bin hier Lehrer und das passt schon und tatsächlich, wenn ich vormittags in der Schule bin, gibt es keinen Zeitpunkt, wo ich sagen würde, boah jetzt schmeiß ich alles hin, jetzt gehe ich. Also so nervig können Schüler gar nicht sein, das ist alles ok. Ich denk dann auch selber an meine Kinder- und Jugendzeit zurück. Wir waren ja auch nicht anders. Es hat sich ja nicht so viel verändert.
Aber, es gibt doch ein aber, die Korrigiererei! Muss ich echt sagen, wäre jetzt auch in Französisch nicht so das große Thema, aber Deutsch ist echt – da sagen ja auch oft Kollegen, hättest du dir vorher überlegen müssen; weiß man doch, dass man in Deutsch korrigieren muss – aber, dass es so aufwendig ist und mit den Übungsaufsätzen und den Klausuren, vor allem wenn man eine Oberstufe hat und du weißt selber, wie viele Seiten da geschrieben werden und wieviel Mist da manchmal auch geschrieben wird und wie unleserlich geschrieben wird. (lacht herzlich)
Also tatsächlich: Korrigieren, das könntest du mir abkaufen. Also wenn man dann jeden Abend da sitzt, bis in die Nacht rein korrigiert, macht keinen Spaß.
Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher mehr oder eher etwas weniger Spaß?
Ich mag eigentlich die Zeit, wenn es einfach normal läuft, wenn Unterricht ist. So diese Anfangs- und vor allem Endphasen sind manchmal schwierig. Keiner hat mehr Lust, keiner will mehr was machen, Film schauen andauernd ist auch blöd und irgendwie Stoff machen möchte man auch nicht, und irgendwie hat schon jeder die Ferien im Kopf,… also ich mag eher diesen ganz normalen Fluss, da wo man sagt „OK, ich mach jetzt mein Zeug, wir machen unseren Unterricht, irgendwann müssen wir halt mal auch eine Schulaufgabe schreiben.“ Am Liebsten ist mir schon, wenn man so entspannt ist, dass man sagt, man kann auch mal eine Stunde dazwischen verplaudern oder mal wieder was Nettes machen, dass man sagt, „irgendwie nen Film“ oder einfach mal wieder durchschnaufen kann. Manchmal sind es leider Phasen, man hat diese Schulaufgabentermine und man weiß, die müssen jetzt eingehalten werden und der Stoff muss durchgemacht werden. Schade, aber wenn man dazwischen immer mal ein bisschen durchschnaufen kann, finde ich das an sich gut.
Versuchen Sie den Schülern den Stoff über den Unterricht hinaus noch zu vermitteln, also auch für den Alltag und für das Leben? Weil viele Schüler sagen, das brauchen sie nicht mehr im Leben, das vergesse ich eh später wieder. Geben Sie den Schülern da auch mal Tipps oder Vergleiche fürs richtige Leben da draußen in der Arbeitswelt?
Versuch ich tatsächlich schon. Also es wird ja öfters wieder gefragt, „wieso machen wir das?“. Natürlich gibt es Lehrplaninhalte, wo ich mir auch denke, wozu brauchen wir das und ihr braucht sicher genau das nicht mehr. Aber ihr braucht vielleicht die Herangehensweise an das Thema und ihr braucht das mal Hinsetzen und sich länger mit etwas beschäftigen und genauer mit etwas beschäftigen oder mal recherchieren. Und das glaube ich, und das ist mir auch wichtig, dass man sagt, man lernt mal das konzentriertere Arbeiten und lernt, Infos rauszuholen. Dieses kleine Faktenwissen braucht man einfach nicht mehr in Zeiten von Google, weil ich kann ja alles nachschauen. Aber ich glaube, diese Arbeitshaltung und dass man aufgeschlossen ist gegenüber allem, was kommt und nicht gleich sagt „Boah nee, mag ich jetzt nicht“; das kann jetzt eine neue Lektüre sein, das kann egal welches Thema sein, aber auch so generell, dass man das im Leben mitnimmt und sagt, ich probiere es mal aus und wenn es mir nicht gefällt, gefällt es mir nicht, ist ja ok, muss ja nicht jedem alles gefallen. Und dass man tolerant ist den Anderen gegenüber; eben auch anderen Menschen gegenüber aber auch anderen Themen, dass man sagt, ich höre mir das mal an und ich kann damit leben, wenn einer eine andere Meinung hat als ich und finde es auch ganz gut, wenn im Unterricht diskutiert wird über aktuelle Themen, dass man sich da ein bisschen austauscht. Nicht so dieses Engstirnige.
Wenn Sie sich jetzt mal als Lehrerin anschauen: Sie unterrichten von der fünften Klasse bis zur Oberstufe hin, merken Sie, dass diese Motivation der Schüler vom Anfang bis zur Oberstufe irgendwie weniger wird oder gibt es da dann auch mal Phasen, wo man sagt, die Schüler haben keine Lust mehr und dann zum Abitur hin versuchen die Schüler mit allen Mitteln so viel raus zu powern, was nur geht. Wie empfinden Sie das so als Lehrerin?
Wenn man von der Motivation ausgeht, ist es wirklich so: Unterstufe kann man für alles motivieren. Das ist wirklich leicht, ich hab im Lehrplan meine Sachen vorgegeben und dann überleg ich mir, was mach ich und da kann ich in die Klasse reinkommen und ich kann fast alles machen und die kann man immer motivieren. Dann finde ich schon, dann kommt mal so eine durchhängende Mittelstufe, wo einfach alles doof ist; da ist aber nicht nur in der Schule alles doof, daheim ist auch alles doof und da ist es für uns Lehrer echt schwieriger. Nicht immer, aber es gibt da auch wieder Phasen, wo es super läuft; aber es gibt auch Phasen, da muss ich mich einfach mehr anstrengen, damit es funktioniert und ich weiß, es wird alles hinterfragt, da ist einfach die Lust nicht so da. Das ist bei den Kleinen nicht so, die haben generell Spaß, das funktioniert gut. Und in der Oberstufe ist es, wie du es gesagt hast. Es ist wirklich so: zehnte Klasse, war ja auch bei euch noch so, die muss man schaffen, passt schon. Dann die Elfte, da fließen schon manche Noten mit in die Abi-Note mit rein, da muss man dann schon Gas geben, da musst du dann schon schauen und da hat man vielleicht auch mal einen Durchhänger und so gegen Ende, wenn es kurz vorm Abi ist, dann die letzten Ferien und dann nach den Ferien geht es los, da merkt man natürlich die Nervosität und dann nochmal: „Oh Gott. Was müssen wir alles machen?“ und „2O Stunden, es ist so viel zu lernen“, es schwankt wirklich. Es kommt wirklich auf die Klassen darauf an; es ist nie so, dass man sagt, wir haben irgendwelche Klassen wo man nicht gerne reingeht oder die jetzt zu überhaupt nichts Bock haben. Die kann man schon immer irgendwie motivieren. Hoffentlich. (lacht)
Wenn Sie eine Sache an unserer Schule verändern könnten, was wäre das denn?
Also tatsächlich vom Umgang her würde ich alles so belassen. Aber als allererstes würde ich die hässlichen Vorhänge wegtun, das ist das Schlimmste an unserer Schule, diese Vorhänge und da arbeiten wir auch schon daran, dass wir irgendwann Geld kriegen dafür. Also die würden als erstes wegkommen und dann in so einer absoluten Traumschule stell ich mir eine gemütlichere Pausenhalle vor. Aber ich weiß, das geht alles nicht, wir brauchen den Platz zum Bestuhlen und wir haben Feuerschutz und was weiß ich. Aber generell fände ich gemütlichere Ecken, wo man sich mal einfach gemütlicher setzen kann, wo mehr Blumen sind und wo vielleicht mal ein Bücherregal steht. Ich weiß, es ist sehr sehr schwer umzusetzen und wird nie so sein, aber eine gemütlichere Pausenhalle, wo es nicht so kahl ist, fände ich jetzt schön.
Dann eine weitere Frage für die Schüler heute oder die Schüler, die jetzt dann kommen werden. Haben Sie irgendwelche Tipps im Sinne von Motivation finden, vor allem in dieser Mittelstufe jetzt achten, neunten Klasse oder allgemein irgendwelche Tipps, die Sie den Schülern gerne vermitteln möchten?
Ich glaube, es wird oft gesagt, aber ich glaub wirklich daran: je mehr ich im Unterricht aufpasse und je mehr ich im Unterricht mitmache und da gewillt bin, mich da einzubringen, auch ins Schulleben generell, umso mehr nehme ich da schon mit nach Hause und je weniger hab ich da zu Hause zu tun. Also wenn ich in der Schule nichts mitkriege, dann versteh ich die Hausaufgaben schon nicht, dann muss ich noch mal nachlesen, dann bin ich frustriert, dann dauert das alles länger. Ich weiß von meinen eigenen Kindern, wenn sie aufgepasst haben in der Schule, dann haben die das schon drinnen, dann brauch ich nicht mehr so viel lernen. Das ist so ein praktischer Tipp; ich weiß, der wird immer gesagt und jeder denkt sich „ja ja“, aber es funktioniert tatsächlich und man hat dann daheim mehr Zeit und ich finde wirklich, man muss immer dran denken, man braucht noch ein Leben außerhalb der Schule. Schule ist schon wichtig, aber man soll das Zeug wirklich gescheit machen und irgendwann zahlt sich das aus und man muss nicht alles nachholen. Vor allem bei Sprachen; wenn ich ein Jahr nichts lerne, dann funktioniert es irgendwie nicht. Ich finde das Leben außerhalb der Schule wichtig, man soll Hobbys haben und man kann auch gerne Wahlfächer machen, deswegen habe ich auch gesagt, in die Schule einbringen. Und ich glaube, je mehr man an der Schule ist und je mehr Spaß man da hat und je mehr Leute man da kennt umso lieber geht man da rein. Aber dann gerne auch privat irgendwo in den Verein, zum Sport oder egal welche Hobbys oder mal daheim im Zimmer am Computer was arbeiten. Aber so, dass man nicht nur Schule macht, sondern auch was außerhalb, damit Schule nicht das absolut bestimmende Thema im Leben ist. Finde ich ist ganz wichtig.
Waren Sie in Ihrer Schulzeit eher lernaktiv oder eher passiv?
Ich hab, das muss ich schon sagen, tatsächlich meine Hausaufgaben gemacht und gelernt, bin nie negativ aufgefallen. Aber ich bin auch gar nicht aufgefallen (lacht) wahrscheinlich. Ich hab mich gemeldet, wenn es sein musste, ich hab mitgemacht, das war alles ok aber ich war nie der faule Schüler aber auch nicht der sich mega intensiv meldende Schüler, ich hab eher geschaut dass ich in der letzten Bank sitze und hab da so mein Zeug gemacht. Ich hab die Schule gerne gemacht, ich hab mich dann aber auch auf die Pause und die Freundinnen gefreut. Das war gut, aber ich fand Schule auch nie blöd oder unangenehm; ich bin da immer gern reingegangen und hat gepasst.

