Frau Seifert – engagierte Lehrerin und Leiterin der Kunstklasse – redet im folgenden Interview über ihre eigene Schulzeit hier am JvFG, über die Veränderungen seitdem und vieles mehr. Sie erzählt auch von persönlichen Erlebnissen und was sie ihren Schülern auf den Lebensweg mitgeben möchte.

Wie würden Sie das Fraunhofer Gymnasium in drei Worten beschreiben?
Ganz einfach: Von außen beige, weiß, blau.
Was mögen Sie am meisten an unserer Schule?
Am meisten natürlich den vierten Stock, weil der ist das Beste. Insbesondere auch meinen Kunstsaal, die 405, weil ich dort immer bin und man die beste Aussicht hat.
Team Naturwissenschaften oder Team Sprachlich?
Sprachlich, eindeutig.
Wie empfanden Sie Ihre Schulzeit am Fraunhofer?
Naja, die eigene Schulzeit entwickelt sich ja natürlich stark von der 5. bis zur 13. Klasse. Wir waren ja bis zur 13. Aber was mir noch in Erinnerung geblieben ist: es war ziemlich wild.
Was war Ihr Lieblingsfach? Warum?
So ein einziges Lieblingsfach hatte ich damals nicht, aber ich mochte die Fächer, die freier waren, schon immer lieber und das waren Musik, Kunst und Sport. Das waren schon immer meine Lieblingsfächer, muss ich ganz ehrlich sagen.
Wer war Ihr Lieblingslehrer zu Ihrer Schulzeit?
Schwierig. Das ist auch etwas, das sich entwickelt: Man hat ja in der Unterstufe ganz andere Vorlieben als dann in der Mittelstufe und Oberstufe, aber mit wem wir definitiv viel Zeit verbracht haben, war der Herr Vogel, den einige bestimmt noch kennen. Wir waren damals sein erster Leistungskurs Deutsch und das war schon für uns und ihn prägend. Wir haben schon durchaus Spaß gehabt mit dem Vogel Sepp auch außerhalb der Schulzeit. Den hab ich noch am meisten in Erinnerung, eben weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben.
Hatten Sie damals schon Lehrer, die heute immer noch unterrichten?
Ja.
Waren die Fächer, die Sie nun unterrichten schon damals Ihre Lieblingsfächer?
Ja schon, wie bereits vorher gesagt, Kunst war auf jeden Fall schon dabei. Wobei ich zur Schulzeit nie gedacht hätte, dass ich Kunstlehrerin werde. Also das hab ich nicht am Schirm gehabt, eigentlich überhaupt nicht, also es war schon ein Lieblingsfach. Aber dass ich das selber irgendwann mal unterrichten kann, soweit war ich dann erst ein oder zwei Jahre nach dem Abitur.
Welche Wahlfächer hatten Sie in Ihrer Schulzeit?
Wir hatten Wahlfächer und bei mir war das dann – logisch – auch im musisch, sportlichen Bereich. Ich war immer im Chor, übrigens auch beim Herrn Bauer, der damals zu meiner Zeit schon Lehrer bei uns an der Schule war. Also wirklich von der 5. bis zur 13. Wir hatten dann sogar einen Oberstufenchor, das war immer prägend bei uns. Ich war in der Jazzband, Volleyball habe ich auch gespielt beim damaligen Chef, das war der Herr Drauschke. Ich habe auch immer beim ASV Cham dann Volleyball gespielt. Woran ich mich noch erinnern kann, ein Kunstwahlfach hatten wir auch damals, das war Keramik, da haben wir nachmittags dann immer mit Ton modelliert und haben Objekte erstellt, das war auch ganz cool.
Gab es zu Ihrer Schulzeit schon KS Partys?
Logisch. Ob des jetzt allerdings KS Party hieß, das weiß ich gar nicht mehr, aber ist ja egal, Party ist Party.
An welches lustige Erlebnis auf einer Klassenfahrt erinnern Sie sich gern?
Schwierig, also ich kann mich auf jeden Fall noch an die Wanderwoche erinnern, das war echt witzig, weil wir das alle durchgezogen haben und vor allem abends das war schon cool. Genauso die Skikurse, aber an so ein gezieltes Ereignis kann ich mich jetzt nicht erinnern. Die Klassenfahrten an sich bleiben einem natürlich immer in Erinnerung.
Gab es zu Ihrer Schulzeit schon Austauschprogramme und Schulfahrten, wenn ja an welchen haben Sie teilgenommen?
Ja, Frankreichaustausch war es, ich hab ja damals Französisch gehabt. Ab welcher Jahrgangsstufe weiß ich gar nicht mehr, aber wir waren auf jeden Fall in der neunten Klasse im Austausch in Libourne. Und dann waren wir erst dort und dann sind die Franzosen ja zu uns gekommen, das war also ein klassischer Austausch, das gibt es ja immer noch. Ansonsten Schulfahrten, ja das typische, Skikurs, Wanderwoche, wir waren auch mit dem Deutsch-Leistungskurs in Weimar, das war auch eine gute Erinnerung, wir waren auch mit dem Leistungskurs Bio im Nationalpark, also das waren schon so einige Fahrten.
Welche besonderen Erlebnisse haben Sie aus Ihrer Schulzeit in Erinnerung behalten?
Das ist eigentlich das Gleiche wie bei der Frage vorher. Ich meine, das sind natürlich die Fahrten. Erlebnisse innerhalb der Schulzeit, was damals schon fürs Fraunhofer typisch war, das kennt ihr ja gar nicht mehr, dass in der Pausenhalle und draußen in dem vorderen Pausenhof alle, also es war schon ein bisschen Gefängnismäßig, im Kreis gelaufen sind, und wehe man hat einmal die Richtung gewechselt. Aber des war schon prägend, das war einfach Fraunhofer. Und das hat dann mit dem Umbau, so um des Jahr 2000 aufgehört. Da hat dann keiner mehr mit diesem „Kreiseln“ weitergemacht.
Was ist für Sie die wichtigste Veränderung an unserem Schulgebäude seit Ihrer eigenen Schulzeit?
Also ich hab damals 1999 Abitur gemacht und da war gerade ja dieser Umbau, wobei ja auch dieser naturwissenschaftliche Trakt entstanden ist, den finde ich auch ganz wichtig. Aber natürlich auch der Musikpavillon ist eine wichtige Veränderung. Das ist ja ein genialer Raum, den wir damals noch nicht erlebt haben.
Wie hat sich die Schulgemeinschaft verändert?
Ich glaube schon, dass das Lehrer-Schülerverhältnis anders geworden ist. Ich glaube auch offener und lockerer, also was bei uns schon noch so war, dass man größtenteils Respekt vor den Lehrern gehabt hat oder auch einfach das Verhalten den Lehrern gegenüber anders war, die Lehrer auch einfach strenger waren. Das, glaube ich, ist jetzt ein bisschen aufgeweicht, was natürlich auch gut ist weil man jetzt einen anderen Bezug zu den Schülern hat. Das hat sich, glaube ich, schon an der Schulgemeinschaft verändert.
Welche Regeln gab es zu Ihrer Schulzeit, die inzwischen abgeschafft worden sind?
Ja, wir sind zum Beispiel schon noch aufgestanden, wenn der Direktor das Zimmer betreten hat, und haben dann ganz brav „Grüß Gott“ gesagt, also hätten wir machen sollen, ob wir es dann aber gemacht haben…naja. Aber das Verhalten zu Lehrern, vor allem zu denen, die höhere Positionen hatten, war anders. Das waren so Regeln, die man doch einhalten sollte und wenn nicht, gab es vom Fachlehrer, den man gerade hatte, Anschiss. Was es früher auch noch gegeben hat, was aber natürlich schon abgeschafft worden ist, ist ein Raucherzimmer für die Lehrer. Also wir haben das damals schon noch mitbekommen. Da gab es schon mehrere Lehrerinnen und Lehrer, die dann mit so einer Rauchwolke um sich herum ins Klassenzimmer gekommen sind.
Wie verändert sich das Verhältnis, wenn ehemalige Lehrer zu Kollegen werden?
Am Anfang war es für mich schon ein bisschen komisch, aber das ist dann natürlich eine andere Ebene und man ist älter und kann mit dem dann auch umgehen und ganz wichtig man muss sich nicht mehr Siezen, man Duzt sich ja dann, weil man ist ja Kollege. Also ich habe keine Probleme damit gehabt.
Aus welcher Motivation heraus sind Sie Lehrer geworden und wann haben Sie Ihren Entschluss im praktischen Unterricht zum ersten Mal bereut?
Also der Entschluss, Lehrerin zu werden, gerade für Kunst: Ich habe nach dem Abitur die künstlerische Laufbahn eingeschlagen mit Praktikum beim Steinbildhauer und einer Ausbildung als Holzbildhauerin. Man kann ja dann den Weg einschlagen, als Künstler jetzt freie Kunst zu machen oder in die Vermittlungsschiene zu gehen; und wenn du freie Kunst machst, dann ist es leider nicht so einfach, weil du musst dich dann vermarkten, musst deine Kunst machen, du musst das verkaufen, du musst davon leben, du hängst irgendwo in einem Atelier ab und produzierst deine eigenen Sachen und das wollte ich nicht. Ich habe aber dann schon relativ schnell irgendwie Lust draufgelegt, das zu vermitteln und dann ist es zwangsläufig, dass man in den Lehrerberuf geht. Und ich habe es nie bereut, weil ich schon glaube, dass diesen Funken für Kunst zu legen, schon wichtig ist und gerade bei uns jetzt im ländlichen Raum, wo es nicht ein großes Museum nach dem anderen gibt. Und Kunst ist ja jetzt auch nicht nur Malen, Zeichnen, diese klassischen Techniken; sondern auch den Blick schulen, Neugierde und Mut zu entfachen und das war dann meine Inspiration.
Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher mehr oder eher etwas weniger Spaß?
Also der Spaß ist natürlich noch da. Und mir macht es am meisten Spaß, wenn ich mit der Kunstklasse unterwegs bin, was ja bei uns an der Schule so ein Steckenpferd für sich ist, das gibt es ja nirgendwo anders, das ist nur unsere Idee hier am Fraunhofer Gymnasium. Und wenn du siehst, wie viel Spaß die Kinder haben, mit welcher Begeisterung sie daran teilnehmen und mit welchem Stolz sie dann rausgehen und ein Produkt entwickelt haben, dann weiß ich für mich: „okay, check, Aufgabe erfüllt“. Dann macht es ja auch Spaß.
Was versuchen Sie Ihren Schülern über den Unterrichtsstoff hinaus noch zu vermitteln?
In Kunst ist es ja immer so, dass man etwas von der Kunstgeschichte lernt und man hat dann ganz viel Praxiseinheiten und was ich gerade schon gesagt habe: Es geht nicht nur um Malen, Zeichnen, Abzeichnen, um Darstellen, sondern es geht darum, dass man diesen Blick schult und das passiert ja auch im täglichen Leben, nicht nur im Kunstunterricht. Die Augen hast du immer dabei und die Augen müssen immer offen sein und immer neugierig sein und du musst immer versuchen, Dinge wahrzunehmen, die vielleicht ein anderer nicht wahrnimmt. Hinter die Dinge schauen, neben die Dinge schauen, den Blick erweitern und die Wahrnehmung erweitern, das finde ich total wichtig und das versuche ich natürlich schon auch den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln. Dass man auf die vermeintlich unwichtigen Dinge schaut, also ich glaube, die Wichtigkeit liegt oft auch in der Banalität der Dinge. Also das gehört zu der Kunst auf jeden Fall dazu und meiner Meinung nach ist das ein ganz großer Wert, den wir im Kunstunterricht mitgeben und auch die Persönlichkeit der Schülerinnern und Schüler dadurch prägen.
Wenn Sie eine Sache am Fraunhofer verändern könnten, was wäre das?
Natürlich hätte ich gern mehr Kunst Unterricht. Weil zum Beispiel die Mittelstufe – achte, neunte und zehnte Klasse – haben nur eine Stunde Kunstunterricht, was ja echt ziemlich ziemlich wenig ist. Also würde ich den musischen Zweig einführen, weil dann hätten wir zumindest in der Mittelstufe mehr Kunstunterricht und auch mehr musische Ausbildung.
Ich würde ein kleines Fraunhofer-Theater bauen, das finde ich fehlt bei uns. Dass man so ein kleines Theater baut mit 200 bis 300 Sitzplätzen, wie ein Kino – weil wir, ich habe ja auch Theater als Ergänzungsfach, immer das Problem haben, dass man nirgends richtig proben und spielen bzw. aufführen kann. Das würde ich auf jeden Fall auch sofort ändern.
Welchen Tipp würden Sie den heutigen Schülern geben?
Es ist ja so, dass man seinen eigenen Weg finden muss, spätestens nach dem Abitur. Aber wenn man realisiert, dass man vielleicht schon in der Mittelstufe oder Unterstufe kapiert, was man eigentlich will, dann wär das natürlich perfekt. Und sich vielleicht nicht so sehr von anderen ablenken lassen, die irgendetwas haben und das will man dann auch, oder sich so mitgezogen fühlen, sondern jeder ist sein eigener Typ und kann mit den eigenen Fähigkeiten etwas machen und ist einzigartig genug und sich nicht zu viel ablenken lassen von anderen.
