Ein Projekt des P-Seminars 2022/24
„Mediale Begleitung des Jubiläumsjahres“

Interview mit Kerstin Schneider

Kerstin Schneider. Abiturientin des Jahrgangs 2001. Ab dem Jahr 2014 bereichert sie das Joseph-von-Fraunhofer Gymnasium als Lehrerin in den Fächern Deutsch und Geografie. Wir haben ihr einige Fragen über ihre Schulzeit am Fraunhofer und zu der Zeit als Lehrerin gestellt.

Wie würden Sie das Fraunhofer Gymnasium in drei Worten beschreiben?

Vielfältig. Unkompliziert. Bunt: an Schülern, an Angeboten, an Schülercharakteren.

Was mögen Sie am meisten an unserer Schule?

Ich mag am meisten, dass für die Schüler für jeden Bereich – egal, ob mathematisch, sprachlich oder sportlich begabt – ein Angebot vorhanden ist, das man wählen kann.

Sie selbst waren auch schon Schülerin am Fraunhofer. Waren Sie Team Naturwissenschaften oder Team Sprachlich?

Team Naturwissenschaften.

Als Deutschlehrerin?

Deutsch war auch zu Geografie meine zweite Wahl. Mein Schwerpunkt lag eher auf der Geografie.

Wie empfanden Sie ihre Schulzeit am Fraunhofer?

Sie war schön, lustig und entspannt.

Was war Ihr Lieblingsfach und warum?

Mein Lieblingsfach war Sport, denn ich war immer sehr sportlich. Ich hab Rhythmische Sportgymnastik gemacht, Tennis gespielt und dadurch, dass es Schulmannschaften auch an unserer Schule gab und auch mit Skifahren, war Sport mein absolutes Lieblingsfach und ich habe auch in mehreren Schulmannschaften mitgemacht.

Warum unterrichten Sie dann kein Sport?

Weil man für Sport körperlich fit sein muss und durch die Rhythmische Sportgymnastik kann ich meine Hüftkugel rausspringen lassen, weil die Bänder ausgeleiert sind und wenn ich dann mit 45 kein Sport mehr unterrichten hätten können, wäre das blöd gewesen.

Wer war Ihr Lieblingslehrer zu Ihrer Schulzeit?

Schwierige Frage. Ich kann keinen Lieblingslehrer benennen. Es gab viele nette Lehrer, wo ich auch froh war, dass ich sie sehr oft hatte, aber eine:n richtige:n Lieblingslehrer:in gab es nicht.

Hatten Sie damals schon Lehrer, die heute immer noch unterrichten?

Ja, also ich glaube alle, die bis jetzt noch unterrichten. Den einzigen, den ich nicht im Unterricht hatte, war Herr Borowitz. Er ist an die Schule gekommen, als ich in der Oberstufe war und da hatte ich einen anderen Lehrer in Geografie.

Welche Wahlfächer hatten Sie in Ihrer Schulzeit?

Das Angebot war zu meiner Schulzeit nicht so groß und vielfältig wie es jetzt ist; das lag aber auch daran, dass wir ja keine Wahlfächer pflichtmäßig belegen mussten, sondern sie einfach freiwillig belegen konnten. Ich hab damals das Wahlfach Rhythmische Sportgymnastik belegt, aber an weitere kann ich mich gar nicht erinnern. Also ich weiß, dass es den Erfinderclub noch gab, es gab auch noch einen Chor und weitere sportliche Aktivitäten.

Gab es zu Ihrer Schulzeit schon KS-Partys?

Natürlich gab es zu unserer Schulzeit schon KS-Partys. Zu unserer Schulzeit waren sie im Bombay und ich glaube sie waren genau so gut und legendär wie jetzt. Vielleicht haben wir bloß am nächsten Tag noch besser ausgeschaut, weil wir das besser verarbeiten konnten. (lachend)

An welches lustige Erlebnis auf einer Klassenfahrt erinnern Sie sich gern?

Also am besten erinnere ich mich immer noch an die Wanderwoche, das fand ich war auch die tollste Fahrt von allen, auch noch im Nachhinein. Aber an ein spezielles lustiges Erlebnis, kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass während wir in der Wanderwoche waren, Fußball-WM war und deswegen war es für den Lehrer, der damals dabei war, immer ganz wichtig, dass wir an den Deutschland-Spieltagen spätestens um 17:30 bzw. 18:00 von der Wandertour zurück waren, damit wir in dem einen Zimmer, wo es einen Fernseher gab, alle Fußball schauen konnten. War kein Flachbild und es war auch nicht der wichtigste Wunsch der Schüler, da zu sein, sondern es war wirklich nur der Lehrerwunsch, dass wir da sein mussten.

Gab es zu Ihrer Zeit schon Austauschprogramme und Schulfahrten, wenn ja, an welchen haben Sie teilgenommen?

Es gab zu unserer Zeit die gleichen Austauschprogramme wie jetzt auch schon. Den USA-Austausch gab es schon, aber da ich Team Naturwissenschaften war, war ich nicht dabei.

Welche besonderen Erlebnisse haben Sie aus Ihrer Schulzeit in Erinnerung behalten?

Vor allem die Fahrten. Ich kann mich an die Kennenlerntage in der 5. Klasse erinnern, an die zwei Skikurse, an die Wanderwoche. Wir hatten in der 9. Klasse noch Besinnungstage. In der 13. Klasse die Berlinfahrt. Die waren immer super toll und schön.

Was ist für Sie die wichtigste Veränderung an unserem Schulgebäude seit Ihrer eigenen Schulzeit?

In meiner Schulzeit war das Fraunhofer eine komplette Baustelle. Also ich war ein Jahrgang, der von der 5. bis zur 13. Klasse beim kompletten Umbau dabei war. Deswegen waren die wichtigsten Veränderungen zu meiner Schulzeit der Bio-Chemie-Physik-Trakt und die neueste Veränderung, die ich am allerbesten finde, ist, dass das Schweinchen-rosa der Fassade weg ist. In meinem Studium gab es ein Gebäude, wo Pädagogik unterrichtet wurde und das war der sogenannte „Schweinchenbau“, weil der eben so rosa war wie auch unsere Schule rosa war.

Wie hat sich die Schulgemeinschaft verändert?

Sie ist anders geworden, weil einfach mehr Schüler aus einer ganzen Klasse übertreten, wobei aber die Schülerzahl zurückgegangen ist. Ich bin ins Fraunhofer gegangen, da waren wir über 1.000. Wir waren das damals nicht anders gewohnt, als 30 Schüler in einer Klasse zu sein.

Welche Regeln gab es zu Ihrer Schulzeit, die inzwischen abgeschafft worden sind?

Also Klamottenregeln gab es keine, aber auf jeden Fall waren wir nicht so freizügig zum Beispiel bauchfrei usw. wie man heutzutage ist, weil zu meiner Zeit die Eltern eher noch erpichter drauf geachtet haben. Aber es ist auch strenger darauf geachtet worden, dass man zum Beispiel die Mützen abgenommen werden und es war selbstverständlicher, dass man „bitte“, „danke“, „Grüß Gott“ oder „Auf Wiedersehen“ von Haus aus gesagt hat. Und das finde ich eher schade, dass das nicht mehr so ist.

Wie ändert sich das Verhältnis, wenn ehemalige Lehrer zu Kollegen werden?

Es wird privater: Ich hab es mir schwieriger vorgestellt, aber es war Gott sei Dank vom ersten Tag an völlig unkompliziert und man ist von den jetzigen Kollegen, die man früher als Lehrer hatte, nicht als Schüler abgestempelt worden, sondern auch sie haben es einem völlig leicht gemacht und einen ins Lehrerkollegium aufgenommen und nichts nachgetragen aus der Schülerzeit. Zum Beispiel als Schüler siezt man ja seine Lehrer und ich hab mir am ersten Tag schon Gedanken gemacht wie das sein könnte, aber mir wurde auch sofort das „Du“ angeboten, was ich auch super freundlich und locker fand.

Aus welcher Motivation heraus sind Sie Lehrer geworden und wann haben Sie Ihren Entschluss im praktischen Unterricht zum ersten Mal bereut?

Ich wollte etwas machen mit Menschen, in einer Gemeinschaft und etwas voranbringen und nicht in einem Büro vor einen Computer sitzen und was eintippen müssen. Bereut habe ich es noch kein einziges Mal, dass ich Lehrer geworden bin. Manchmal denke ich mir schon „Ja, wir nehmen unsere Arbeit mit nach Hause und andere gehen um 17 Uhr aus dem Büro heim und dann ist der Computer ausgeschaltet und wird dann erst am nächsten Tag wieder eingeschaltet“, aber das gehört einfach dazu und dafür haben wir andere Freizeitmöglichkeiten.

Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher mehr oder eher etwas weniger Spaß?

Im Laufe der Jahre macht es nicht weniger und nicht mehr Spaß. Es gibt Phasen, die machen mehr Spaß und es gibt Phasen, die machen weniger Spaß, weil es gibt auch Unterrichtsstoff, den man als Lehrer nicht so schön findet, aber die muss man trotzdem unterrichten und wenn meine Schüler auch völlig demotiviert sind, dann macht das auch weniger Spaß wie Unterrichtsphasen, in denen die Schüler gut mitmachen und völlig motiviert sind. Also es ist stoff- und schülerabhängig.

Haben Sie dazu Beispiele?

Also als Beispiel in Deutsch. Den Erörterungsaufsatz oder die Erlebniserzählung mag ich nicht so, aber die stehen im Lehrplan und dann machen wirs. Ich habe im Abitur selbst eine Erörterung geschrieben und genau so, wie ich es euch predige, dass die Erörterung oft nicht gut sein kann, weil sie einfach nicht so tiefgründig ist, wie man sich es als Lehrer erhofft, so war auch mein Abitur.

Was versuchen Sie Ihren Schülern über den Unterrichtsstoff hinaus noch zu vermitteln?

Ich versuche, dass meine Schüler im Leben danach irgendwie ein bisschen zurecht kommen. Wir haben im Unterricht das Thema Kochen besprochen, also dass ihr im Studentenleben vielleicht auch nicht verhungert oder euch nur von Tiefkühlpizza ernährt. Und ich glaube auch, es gibt einfach Wichtigeres als dass man ständig Wissen in die Welt hinausnehmen muss, sondern man kommt auch sehr gut durchs Leben, wenn man ein bisschen weniger Wissen hat, aber man sich gut verkaufen kann und zu einem höflichen Menschen erzogen wird.

Wenn Sie eine Sache am Fraunhofer verändern könnte, was wäre das?

Schwierige Frage. Gibt nichts, das ich ändern würde.

Welchen Tipp würden Sie den heutigen Schülern geben?

Ich glaube manche sollten nicht so verbissen sein, weil es gibt weitaus Wichtigeres als schulische Noten. Und ich finde, dass jeder Schüler mindestens einmal einen Fünfer haben sollte, weil diese Erfahrung sollte auch jeder mal gemacht haben.


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