Nach dem Abitur gab es für Frau Semmelbauer zwei Optionen: Nach München in den gehobenen Dienst ans Statistische Landesamt oder Lehramt mit Aussicht darauf, in der Heimat zu bleiben. Sie entschied sich für Letzteres und blieb durch diese Entscheidung bis heute unserer Schule als Mathe-, Physik- und später Informatik-Lehrerin erhalten. Von ihren Erfahrungen und persönlichen Erlebnissen am JvFG sowohl als Lehrerin als auch Schülerin berichtet sie im folgenden Interview.

Eine Zeichnung von Frau Semmelbauer aus ihrer Schulzeit
Was mögen Sie am meisten an unserer Schule?
Das schöne Miteinander, besonders das Kollegium. Gerade war noch ein Kollege da, mit dem man auch mal rumalbern kann und trotzdem ein gutes, professionelles Verhältnis hat.
Wer war Ihr Lieblingslehrer zu Ihrer Schulzeit?
Jemand, der leider viel zu früh verstorben ist. Der ist in der fünften Klasse rein gekommen und hat ein Auftreten gehabt, ein zwei-Meter-Mann mit einer Stimme — Wahnsinn — und dann aber fair und hat sehr darauf geachtet, dass man gelernt hat, aber irgendwo hat es dann doch Spaß gemacht.
Hatten Sie damals schon Lehrer, die heute immer noch unterrichten?
Da bin ich zu alt dafür — den Doktor Balk kennt ihr noch […] und den Herr Nowotny, den habe ich zwar nie im Unterricht gehabt, aber der hat die Schulfahrt nach England organisiert.
Waren die Fächer, die Sie nun unterrichten schon damals Ihre Lieblingsfächer?
Also Physik habe ich nach der Elften abgelegt und Informatik hat es noch nicht gegeben. In Physik war es so, dass es nur einen Leistungskurs gegeben hat und der Grundkurs nicht zusammengegangen ist und Leistungskurs wollte ich damals nicht, also habe ich Chemie genommen und Physik irgendwann abgelegt. Dass ich es dann doch studiert habe, sagt über meine Lieblingsfächer viel aus.
Welche Wahlfächer hatten Sie in Ihrer Schulzeit?
Keine. Ich weiß, dass ich an der Volkshochschule einen Computerkurs gemacht habe. Aber so richtig Wahlfächer an der Schule — gut, es hat Chor gegeben, es hätte Orchester oder Geigenunterricht gegeben — aber nicht, dass ich wüsste. Dafür haben wir ein physikalisch-chemisches Praktikum gemacht. Das war Pflicht.
An welches lustige Erlebnis auf einer Klassenfahrt erinnern Sie sich gern?
Da habe ich lang überlegt: Also [im] Skikurs Tiefschneefahren war was sehr Schönes und lustige Erlebnisse habe ich eher aus dem Unterricht. Eine Kreide, die eigentlich ein Radiergummi war zum Beispiel, oder Einschlafen im Physik-Unterricht habe ich auch fertig gebracht. […]
Gab es zu Ihrer Zeit schon Austauschprogramme und Schulfahrten, wenn ja an welchen haben Sie teilgenommen?
Austauschprogramme gab es nur in Französisch und nachdem ich nicht Französisch gelernt habe, habe ich auch nicht teilgenommen. Schulfahrten, da hat der Herr Nowotny […] eine Englandfahrt organisiert, aber nicht als Austausch, nur als Englandfahrt.
Was haben wir noch gemacht? Naja, Wanderwoche, Skikurse, Bonn-Fahrt – nicht Berlin, sondern Bonn bei uns noch. Solche Sachen.
Was ist für Sie die wichtigste Veränderung an unserem Schulgebäude seit Ihrer eigenen Schulzeit?
Dieser Neubau, dieser ganze Bereich, zweiter Pausenhof und Naturwissenschaftstrakt und den Hartplatz haben wir in der Art und Weise nicht gehabt. Also da hinten raus, das ist alles neu. Die Pausenhalle war bei uns nicht so hoch, die Mensa ist da praktisch darunter geschoben worden und so die Pausenhalle ein Stück nach oben gerutscht. Bei uns ist man von der Pausenhalle — ich glaube es waren zwölf Stufen — raufgegangen, ins Haupthaus, wo man jetzt ebenerdig rüber geht.
Wie hat sich die Schulgemeinschaft verändert?
Also trotz allem, wo man mal über Schüler schimpft, finde ich, ist irgendwo die Gemeinschaft trotzdem da.
Aus welcher Motivation heraus sind Sie Lehrer geworden und wann haben Sie Ihren Entschluss im praktischen Unterricht zum ersten Mal bereut?
Also „bereut“ kann ich sagen nie; aber es hat so ein, zwei Mal gegeben, wo ich überlegt habe, ob ich jetzt was anders machen könnte. Vor allem, wenn ich eine nervige Klasse gehabt habe, eine total nervige. Entschluss — naja, ich wollte irgendetwas mit Mathe machen. Ich hätte auch am Statistischen Landesamt die Einstellungsprüfung für den gehobenen Dienst gemacht, aber das wäre München gewesen. Aber ich bin dann da gelandet, wo ich daheim war und immer noch bin, das war vielleicht ein Beweggrund. Ja und irgendwas mit Mathe und dann geht man natürlich — als Achtzehnjähriger ist man blauäugig. Ich musste irgendwas machen und probierte halt irgendwas.
Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher mehr oder eher etwas weniger Spaß?
Eher mehr, aber ich meine es hängt immer davon ab, was für Schüler man bekommt. Alleine der Wechsel vom letzten Info-Kurs zum jetzigen — das ist ein wahnsinniger Unterschied. Aber nicht so, als wäre es schlimm. Es ist einfach eine Umstellung.
Wie sagt man so schön: Werte; ich versuche einfach, irgendwo auch zu helfen; wenn es eine Vertretungsstunde ist, bei etwas, bei dem man nicht durchblickt oder solche Sachen, alles was ich weiß, das kann ich den Schülern weiter geben, wenn es Probleme gibt und natürlich, kontinuierliches Mitlernen hilft. Eine Klasse ist erst vor einer Woche wieder erschrocken, weil sie jetzt alles auf die Schulaufgabe hin lernen müssen. Ja, wenn sie mitgelernt hätten, dann würden sie sich natürlich leichter tun.
Und aus meiner Schulzeit: Ich habe im Chemie-LK das Lernen aufgehört, nachdem ich ausgefragt wurde und auf das Abitur hin hat man dann genau gemerkt, dass es da fehlt und dann mehr Zeit investieren muss. Das wäre einfacher, wenn man kontinuierlich mitlernen würde, aber da redet man bei manchen Schülern gegen eine Wand.
Wenn Sie eine Sache am Fraunhofer verändern könnte, was wäre das?
Ich hätte gerne am Nachmittag eine Pause. Das liegt an den Schulbussen, dass das nicht funktioniert, aber eine Pause wäre schon gut. Und, generell auch die vierstündigen Nachmittage überhaupt, aber auch das hängt an den Bussen. Wenn ich dann höre, dass jemand, der um Eins seinen Bus nicht bekommt, erst um Fünf nach Hause kann, sind das so Dinge, die ich gerne ändern würde, aber nicht weiß, wie.
Welchen Tipp würden Sie den heutigen Schülern geben?
Als Schüler kontinuierlich mitlernen und Unterrichtsstunden ausnutzen, wenn ich schon da sitzen muss. Das mag manchmal anstrengend sein, aber sich engagieren und sich einbringen und das Leben genießen.
